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Bevor Sie irgendein Betriebssystem auf Ihrem Computer installieren, setzen Sie ein Passwort im BIOS. Nach der Installation (sobald Sie von der Festplatte booten können) sollten Sie zurück ins BIOS gehen und die Boot-Reihenfolge ändern, so dass Sie nicht von Diskette, CD-ROM oder sonstigen Geräten booten können, von denen dies nicht gehen sollte. Andernfalls benötigt ein Cracker nur physischen Zugang und eine Bootdiskette, um Zugriff auf Ihr ganzes System zu bekommen.
Es ist noch besser, wenn das System beim Booten immer ein Passwort verlangt. Dies kann sehr effektiv sein, wenn Sie einen Server laufen lassen, der selten neu gestartet wird. Der Nachteil dieser Vorgehensweise ist, dass das Neustarten einen menschlichen Eingriff benötigt, was zu Problemen führen kann, wenn das System nicht leicht zugänglich ist.
Hinweis: Viele BIOS-Varianten haben bekannte Master-Passwörter und es gibt sogar Programme, um Passwörter aus dem BIOS wieder auszulesen. Folglich können Sie sich nicht auf diese Maßnahme verlassen, um den Zugriff auf das System zu beschränken.
Was eine sinnvolle Partitionierung ist, hängt davon ab, wie die Maschine benutzt wird. Eine gute Faustregel ist, mit Ihren Partitionen eher großzügig zu sein und die folgenden Faktoren zu berücksichtigen:
Jeder Verzeichnisbaum, auf den ein Benutzer Schreibzugriff hat (wie zum
Beispiel /home
, /tmp
und /var/tmp/
)
sollte auf einer separaten Partition liegen. Dies reduziert das Risiko eines
DoS (Denial of Service, »Dienstverweigerung«) durch einen Benutzer, indem er
Ihren »/«-Einhängepunkt vollschreibt und so das gesamte System unbenutzbar
macht. [6] Außerdem verhindert
dieses Vorgehen Hardlink-Angriffe.[7]
Außerdem sollte jeder Verzeichnisbaum, dessen Größe schwanken kann, zum
Beispiel /var
(insbesondere /var/log
) eine separate
Partition bekommen. Auf einem Debian-System sollten Sie der /var-Partition
etwas mehr Platz als auf anderen Systemen geben, da heruntergeladene Pakete
(der Zwischenspeicher von apt) unter /var/cache/apt/archives
gespeichert werden.
Jede Partition, in der Sie Nicht-Distributions-Software installieren wollen,
sollte separat sein. Nach dem File-Hierarchy-Standard wären dies
/opt
oder /usr/local
. Wenn dies separate Partitionen
sind, werden sie nicht gelöscht, falls Sie einmal Ihr Debian neu installieren
(müssen).
Rein sicherheitstechnisch ist es sinnvoll, zu versuchen, statische Daten auf eine eigene Partition zu legen und diese dann als nur-lesbar einzuhängen (mounten). Oder noch besser: Legen Sie diese Daten auf einem rein-lesbaren Medium ab. Lesen Sie dazu die Ausführungen weiter unten.
Im Falle eines Mailservers ist es wichtig, eine separate Partition für die
Mail-Warteschlange (mail spool) anzulegen. Nicht-Lokale Benutzer können
(wissentlich oder unwissentlich) diese Verzeichnisse (/var/mail
oder /var/spool/mail
) füllen. Liegt dieses Verzeichnis auf einer
separaten Partition, würde dies das System nicht sofort unbenutzbar machen.
Anderenfalls (wenn das Verzeichnis auch auf der /var
-Partition
liegt) hat das System ein großes Problem: Protokoll-Einträge (logs) können
nicht erstellt werden, Pakete können nicht installiert werden und es könnten
sogar ein paar Programme Probleme mit dem Starten haben (wenn sie
/var/run
benutzen).
Außerdem sollten Sie für Partitionen, deren Platzbedarf Sie noch nicht
abschätzen können, den Logical-Volume-Manager (lvm-common
und
die benötigten ausführbaren Programme, entweder lvm10
oder
lvm2
) installieren. Durch Benutzen von lvm können
Sie Datenträger-Gruppen erstellen, die über mehrere Festplatten verteilt
sind.
Während der Partitionierung des Systems müssen Sie sich ebenfalls entscheiden, welche Dateisysteme Sie benutzen möchten. Als Standard-Dateisystem[8] wird während der Installation für Linux-Partitionen ext3 ausgewählt, das ein »Journaling Dateisystem« ist. Es ist empfehlenswert, immer ein solches Dateisystem zu verwenden, wie zum Beispiel ext3, reiserfs, jfs oder xfs. Dadurch verringern Sie Probleme nach einen Absturz des Systems in folgenden Fällen:
Auf Laptops auf allen Dateisystemen. Auf diese Art reduzieren Sie die Wahrscheinlichkeit eines Datenverlustes, wenn beispielsweise unerwartet Ihr Akku leer wird oder das System aufgrund eines Hardware-Problems (etwa durch die X-Konfiguration, was relativ häufig auftritt) neu gestartet werden muss.
Auf produktiven Systemen, die große Mengen von Daten speichern (zum Beispiel Mail-Server, FTP-Server, Netzwerk-Dateiserver, ...), ist es empfehlenswert, ein Journaling-Dateisystem auf diesen Partitionen einzusetzen. Wenn das System abstürzt, benötigt der Server so weniger Zeit, um das Dateisystem wieder herzustellen und zu prüfen, und die Wahrscheinlichkeit eines Datenverlustes wird verringert.
Lassen wir mal die Betrachtung der Leistung von Journaling-Dateisystemen beiseite (da dies oft in quasi-religiöse Glaubenskriege ausartet). In der Regel ist es besser, das ext3-Dateisystem zu benutzen. Der Grund dafür ist die Abwärtskompatibilität zu ext2. So können Sie, wenn es Probleme mit dem Journal gibt, dieses einfach abschalten und haben immer noch ein funktionierendes Dateisystem. Außerdem müssen Sie, wenn Sie das System mal mit einer Boot-Diskette (oder CD-ROM) wiederherstellen müssen, keinen speziellen Kernel benutzen. Wenn es sich um einen 2.4er oder 2.6er Kernel handelt, ist Unterstützung für ext3 bereits vorhanden. Wenn es sich um einen 2.2er-Kernel handelt, können Sie trotzdem Ihr Dateisystem booten, auch wenn Sie die Journaling-Fähigkeiten einbüßen. Wenn Sie ein anderes Journaling-Dateisystem benutzen, werden Sie feststellen, dass eine Wiederherstellung nicht möglich ist, bis Sie einen 2.4er oder 2.6er Kernel mit den benötigten Modulen haben. Wenn Sie einen 2.2er Kernel auf der Rettungsdiskette verwenden müssen, kann es sich als noch schwerer erweisen, auf reiserfs oder xfs zuzugreifen.
Auf jeden Fall ist die Datenintegrität unter ext3 besser, da es
auch Datei-Daten protokolliert, während andere Dateisysteme lediglich
Meta-Daten protokollieren (siehe auch http://lwn.net/2001/0802/a/ext3-modes.php3
).
Beachten Sie aber, dass es auch einige Partitionen gibt, die von einem
Journaling-Dateisystem nicht profitieren könnten. Wenn Sie beispielsweise
eine eigene Partition für /tmp/
verwenden, könnte ein übliches
ext2-Dateisystem besser sein, weil es bei einem Neustart des
Systems ohnehin geleert wird.
Während der Installation sollten Sie das System nicht sofort mit dem Internet verbinden. Dies hört sich vielleicht komisch an, aber die Installation über das Netzwerk ist eine gängige Methode. Da das System einige Dienste installiert und diese sofort aktiviert werden, könnten Sie Ihr System für Angriffe öffnen, wenn das System mit dem Internet verbunden ist und die Dienste nicht geeignet konfiguriert sind.
Außerdem sollten Sie beachten, dass manche Pakete noch Sicherheitsprobleme haben können, weil das Installationsmedium nicht auf dem aktuellen Stand ist. Dies ist für gewöhnlich dann der Fall, wenn Sie von älteren Medien (wie CD-ROMs) installieren. In diesem Fall könnte Ihr System bereits kompromittiert sein, bevor Sie mit der Installation fertig sind!
Da die Debian-Installation und die Upgrades über das Internet durchgeführt
werden können, denken Sie vielleicht, es sei eine gute Idee, dies gleich
während der Installation zu nutzen. Wenn das System direkt mit dem Internet
verbunden ist (und nicht von einer Firewall oder NAT geschützt wird), ist es
besser, das System ohne Internet-Verbindung zu installieren. Benutzen Sie
sowohl für die zu installierenden Pakete als auch für die
Sicherheitsaktualisierungen eine lokale Quelle (Spiegel). Sie können einen
Paket-Spiegel aufsetzen, indem Sie ein anderes System nutzen, dass mit dem
Internet verbunden ist und für Debian spezifische Werkzeuge (falls es sich um
ein Debian-System handelt) wie apt-move
oder
apt-proxy
oder andere gebräuchliche Werkzeuge zur Erstellung von
Spiegeln verwendet. Damit kann das Archiv für das installierte System zur
Verfügung gestellt werden. Sollte dies nicht möglich sein, sollten Sie
Firewall-Regeln aufsetzen, die den Zugriff auf Ihr System beschränken,
während Sie die Aktualisierung durchführen (siehe Schutz der Sicherheitsaktualisierung durch
eine Firewall, Anhang F).
Die wichtigste Grundlage für ein sicheres System ist ein gutes Root-Passwort.
Siehe passwd(1)
für einige Tipps, wie man gute Passwörter
auswählt. Sie können auch automatische Passwort-Generatoren verwenden (siehe
Erstellen von Benutzerpasswörtern,
Abschnitt 4.11.14).
Im Internet gibt es zahlreiche Hinweise dazu, wie man gute Passwörter wählt.
Zwei Seiten, die eine angemessene Übersicht und Begründung bieten, sind Eric
Wolframs How to:
Pick a Safe Password
und Walter Belgers Unix Password
Security
.
Dienste sind Programme wie FTP- und Web-Server. Da sie auf eingehende Verbindungsanfragen, die den Dienst anfordern, warten müssen, können sich externe Computer mit Ihrem Computer verbinden. Dienste sind manchmal verwundbar (das heißt, durch einen bestimmten Angriff kompromittierbar) und stellen dadurch ein Sicherheitsrisiko dar.
Sie sollten keine Dienste installieren, die Sie nicht unbedingt auf dem System brauchen. Jeder installierte Dienst könnte neue, vielleicht nicht gerade offensichtliche (oder bekannte) Sicherheitslöcher auf Ihrem Computer öffnen.
Wie Sie vielleicht schon wissen, wird ein Dienst, sobald er installiert wird, auch gleich automatisch aktiviert. Bei einer Standardinstallation ohne weitere installierte Dienste ist die Anzahl der laufenden Dienste ziemlich gering. Und die Anzahl der Dienste, die im Netzwerk angeboten werden, ist noch niedriger. In einer Standardinstallation von Debian 3.1 werden Sie mit OpenSSH, Exim (abhängig davon, wie Sie ihn konfiguriert haben) und dem RPC-Portmapper als Netzwerkdienste auskommen.[9] Wenn Sie nicht eine Standard-, sondern eine Experten-Installation durchgeführt haben, kann es sein, dass Sie überhaupt keine aktiven Netzwerkdienste haben. Der RPC-Portmapper ist standardmäßig installiert, da er für viele Dienste wie zum Beispiel NFS benötigt wird. Er kann allerdings sehr leicht entfernt werden. Weitere Informationen, wie Sie RPC-Dienste absichern oder abschalten, finden Sie unter Absichern von RPC-Diensten, Abschnitt 5.13.
Wenn Sie einen neuen Netzwerkdienst (Daemon) auf Ihrem Debian GNU/Linux System
installieren, kann er auf zwei Arten gestartet werden: durch den Superdaemon
inetd
(d. h. eine Zeile wird zu /etc/inetd.conf
hinzugefügt) oder durch ein eigenständiges Programm, das sich selbst an die
Netzwerkschnittstelle bindet. Eigenständige Programme werden durch
/etc/init.d
gesteuert. Sie werden beim Hochfahren durch den
Sys-V-Mechanismus gestartet, der die symbolischen Links in
/etc/rc?.d/*
benutzt. Weitere Informationen dazu finden Sie in
/usr/share/doc/sysvinit/README.runlevels.gz
.
Wenn Sie Dienste installieren möchten, diese aber selten benutzen, entfernen
Sie sie mit den update-Befehlen wie update-inetd
oder
update-rc.d
aus dem Startvorgang. Weitere Informationen, wie Sie
Netzwerkdienste abschalten, finden Sie unter Daemons
abschalten, Abschnitt 3.5.1. Wenn Sie das Standardverhalten des Startens
von Diensten nach der Installation von ihren Paketen ändern wollen[10], lesen Sie bitte für
weiterführende Informationen
/usr/share/doc/sysv-rc/README.policy-rc.d.gz
.
Die Unterstützung von invoke-rc.d
ist bei Debian nun zwingend.
Dies bedeutet, dass Sie seit Debian 4.0 Etch eine
policy-rc.d
-Datei anlegen können, die das Starten von Daemons
verbietet, bevor Sie sie konfiguriert haben. Zwar sind derartige Skripte noch
nicht in Paketen enthalten, sie sind aber ziemlich leicht zu schreiben. Sehen
Sie sich auch policyrcd-script-zg2
an.
Das Abschalten eines Daemons ist sehr einfach. Entweder Sie entfernen das
Paket, welches das Programm für diesen Dienst anbietet, oder Sie entfernen
oder benennen die Startlinks unter /etc/rc${runlevel}.d/
um. Wenn
Sie sie umbenennen, stellen Sie sicher, dass sie nicht mehr mit einem »S«
beginnen, damit sie nicht von /etc/init.d/rc
ausgeführt werden.
Entfernen Sie nicht alle verfügbaren Links, denn sonst wird das
Paketverwaltungssystem sie bei dem nächsten Upgrade des Pakets wieder
herstellen. Gehen Sie also sicher, dass zumindest ein Link übrig bleibt
(typischerweise ein »K«-Link, »K« steht für »kill«). Zusätzliche
Informationen finden Sie im Abschnitt Anpassen
des Bootvorgangs
der Debian-Referenz (2. Kapitel -
Debian-Grundlagen).
Sie können diese Links manuell entfernen oder Sie benutzen
update-rc.d (siehe auch update-rc.d(8)
). So können
Sie zum Beispiel einen Dienst in den Multi-User-Runleveln abschalten:
# update-rc.d name stop XX 2 3 4 5 .
Wobei XX eine Zahl ist, die bestimmt, wann die Stop-Aktion für diesen
Dienst ausgeführt wird. Bitte beachten Sie, dass update-rc.d -f
Dienst remove nicht korrekt arbeiten wird, wenn Sie
nicht file-rc
benutzen, da alle Verknüpfungen
entfernt werden. Nach einer Neuinstallation oder einem Upgrade dieses Paketes
werden diese Verknüpfungen neu angelegt (was Sie vermutlich nicht wollen).
Wenn Sie denken, dass dies nicht sehr intuitiv ist, haben Sie wahrscheinlich
recht (siehe Bug
67095
). Aus der Handbuchseite:
If any files /etc/rcrunlevel.d/[SK]??name already exist then update-rc.d does nothing. This is so that the system administrator can rearrange the links, provided that they leave at least one link remaining, without having their configuration overwritten.
Wenn Sie file-rc
benutzen, werden alle Informationen über das
Starten von Diensten durch eine gemeinsame Konfigurationsdatei verarbeitet und
sogar nach der Deinstallation von Paketen beibehalten.
Sie können das TUI (Text User Interface, textbasierte Benutzungsoberfläche)
des Paketes sysv-rc-conf
benutzen, um all diese Änderungen
einfach zu erledigen (sysv-rc-conf
arbeitet sowohl mit
file-rc
als auch mit normalen System-V-Runleveln). Es gibt auch
vergleichbare GUIs für Desktop-Systeme. Sie können auch die Befehlszeile von
sysv-rc-conf
verwenden:
# sysv-rc-conf foobar off
Der Vorteil dieses Werkzeugs ist, dass die rc.d-Links wieder auf den Status zurückgesetzt werden, die sie vor dem Aufruf von »off« hatten, wenn Sie den Dienst wieder aktivieren mit:
# sysv-rc-conf foobar on
Andere (weniger empfohlene) Methoden zum Abschalten eines Dienstes sind:
Löschen Sie das Skript /etc/init.d/service_name
und
entfernen Sie die Start-Links mit:
# update-rc.d name remove
Benennen Sie die Skriptdatei (/etc/init.d/Dienst
) um
(zum Beispiel in /etc/init.d/OFF.Dienst
). Da das zu
Verweisen führt, die kein Ziel mehr haben (dangling symlinks), werden beim
Systemstart Fehlermeldungen erzeugt.
Entfernen Sie das Ausführungsrecht von der Datei
/etc/init.d/Dienst
. Auch das wird beim Booten
Fehlermeldungen verursachen.
Editieren Sie die Datei /etc/init.d/Dienst
, so dass
sich das Skript sofort beendet, sobald es gestartet wird, indem Sie die Zeile
exit 0
am Anfang einfügen oder den
start-stop-daemon-Abschnitt auskommentieren. Falls Sie dies tun,
können Sie das Skript nicht später dazu verwenden, um den Dienst von Hand zu
starten.
Jedoch handelt es sich bei allen Dateien unter /etc/init.d
um
Konfigurationsdateien und sollten daher bei einem Upgrade des Pakets nicht
überschrieben werden.
Sie können im Gegensatz zu anderen (UNIX-)Betriebssystemen Dienste unter
Debian nicht abschalten, indem Sie die Dateien unter
/etc/default/Dienst
modifizieren.
FIXME: Add more information on handling daemons using file-rc
.
Inetd
oder seinen Diensten
Sie sollten überprüfen, ob Sie heutzutage den inetd
-Daemon
überhaupt brauchen. Inetd war früher eine Möglichkeit, Unzulänglichkeiten
des Kernels auszugleichen. Diese sind aber in modernen Linux-Kerneln nicht
mehr vorhanden. Gegen inetd
gibt es die Möglichkeit von
Angriffen, die zur Dienstverweigerung führen (Denial of Service), welche die
Last des Rechners unglaublich erhöhen. Viele Leute ziehen es vor, einzelne
Daemonen zu benutzen, anstatt einen Dienst über inetd
zu starten.
Wenn Sie immer noch einen inetd
-Dienst laufen lassen wollen,
wechseln Sie wenigstens zu einem besser zu konfigurierenden Inet-Daemonen wie
xinetd
, rlinetd
oder openbsd-inetd
.
Sie sollten alle nicht benötigten Inetd-Dienste auf Ihrem System abschalten,
wie zum Beispiel Echo
, Chargen
, Discard
,
Daytime
, Time
, Talk
, Ntalk
und die r-Dienste (Rsh
, Rlogin
und Rcp
),
die als SEHR unsicher gelten (benutzen Sie stattdessen Ssh
).
Sie können Dienste abschalten, indem Sie direkt /etc/inetd.conf
editieren, aber Debian stellt Ihnen einen besseren Weg zur Verfügung:
update-inetd (womit die Dienste auf eine Art auskommentiert
werden, in der sie leicht wieder aktiviert werden können). Sie können den
Telnet
-Daemon sehr leicht mit dem folgenden Kommando abschalten,
so dass die Konfigurationsdateien angepasst und der Daemon neu gestartet wird:
/usr/sbin/update-inetd --disable telnet
Wenn Sie Dienste starten wollen, aber nur auf bestimmten IP-Adressen Ihres
Systems, können Sie auf eine undokumentierte Funktion des inetd
zurückgreifen (Austausch des Namens des Dienstes durch dienst@ip). Alternativ
können Sie einen Daemon wie xinetd
benutzen.
Debian bietet sehr viel Software an. Debian 3.0 (Woody) enthält sechs oder sieben (je nach Architektur) CDs mit Software und tausenden Paketen. Debian 3.1 Sarge wird mit etwa 13 CD-ROMs ausgeliefert. Bei so viel Software, selbst wenn Sie die Installation auf das Basis-System reduzieren [11], könnten Sie auf Abwege geraten und mehr installieren, als Sie wirklich benötigen.
Da Sie bereits wissen, was Sie mit Ihrem System machen wollen (oder etwa nicht?), sollten Sie nur Software installieren, die Sie wirklich für den Betrieb benötigen. Jedes unnötig installierte Programm könnte von einem Benutzer, der Ihr System kompromittieren will, genutzt werden – oder von einem externen Eindringling, der Shell-Zugriff bekommen hat (oder der Code von außerhalb durch einen fehlerhaften Dienst ausführen kann).
Zum Beispiel kann das Vorhandensein von Hilfsprogrammen für Programmierer (ein
C-Compiler) oder Interpretern (wie Perl
siehe allerdings unten,
Python
, tcl
, ...) einem Angreifer helfen, das System
weiter zu kompromittieren:
Der Angreifer kann seine Privilegien auf dem System erweitern. Es ist beispielsweise leichter, eine lokale Sicherheitslücke des Systems auszunutzen, wenn man einen Debugger und Compiler zur Verfügung hat, um den eigenen Exploit (ein Programm, das eine Sicherheitslücke ausnutzt) zu kompilieren und zu testen.
Man könnte dem Angreifer Werkzeuge zur Verfügung stellen, die ihm helfen könnten, das kompromittierte System als Basis für Angriffe auf andere Systeme zu benutzen. [12]
Natürlich kann ein Eindringling mit lokalem Shell-Zugriff seine eigenen Programme herunterladen und ausführen. Und sogar die Shell selbst kann benutzt werden, um komplexere Programme zu schreiben. Das Entfernen unnötiger Programme wird also nicht helfen, das Problem zu verhindern. Jedoch wird es für den Angreifer etwas schwieriger, das System zu kompromittieren (und manchmal wird er in dieser Situation aufgeben und sich ein leichteres Ziel suchen). Wenn Sie also auf einem produktivem System Werkzeuge lassen, die benutzt werden können, um andere Systeme anzugreifen (siehe Programme zur Fernprüfung der Verwundbarkeit, Abschnitt 8.1), müssen Sie davon ausgehen, dass ein Angreifer sie auch benutzen wird.
Beachten Sie bitte, dass eine Standardinstallation von Debian Sarge (d.h. eine Installation, bei der nicht individuell Pakete ausgewählt werden) eine Reihe von Paketen zur Softwareentwicklung installiert, die normalerweise nicht benötigt werden. Das liegt daran, dass einige Pakete zur Softwareentwicklung die Priorität Standard haben. Wenn Sie keine Software entwickeln, können Sie ohne Bedenken die folgenden Pakete von Ihrem System entfernen, was nebenbei auch etwas Platz schafft:
Paket Größe ------------------------+-------- gdb 2,766,822 gcc-3.3 1,570,284 dpkg-dev 166,800 libc6-dev 2,531,564 cpp-3.3 1,391,346 manpages-dev 1,081,408 flex 257,678 g++ 1,384 (Hinweis: virtuelles Paket) linux-kernel-headers 1,377,022 bin86 82,090 cpp 29,446 gcc 4,896 (Hinweis: virtuelles Paket) g++-3.3 1,778,880 bison 702,830 make 366,138 libstdc++5-3.3-dev 774,982
Dieses Verhalten wurde in den Veröffentlichungen nach Sarge verändert. Für
weitere Informationen sehen Sie sich Fehler
#301273
und Fehler
#301138
an. Wegen eines Fehlers im Installationssystem ist dies
nicht geschehen, wenn mit dem Installationssystem von Debian 3.0 Woody
installiert wird.
Sie müssen bedenken, dass es nicht gerade einfach ist, Perl
von
einem Debian-System zu entfernen (in der Tat kann es ziemlich schwierig
werden), da es von vielen Dienstprogrammen benutzt wird.
perl-base
hat außerdem Priority: required (und das sagt
eigentlich schon alles). Es ist aber trotzdem machbar. Allerdings können Sie
auf diesem System keine Perl
-Anwendung mehr laufen lassen.
Außerdem müssen Sie auch das Paketverwaltungssystem hereinlegen, damit es
weiterhin denkt, dass perl-base
installiert ist, auch wenn es das
nicht mehr ist. [13]
Welche Dienstprogramme benutzen Perl
? Sie können es selbst
herausfinden:
$ for i in /bin/* /sbin/* /usr/bin/* /usr/sbin/*; do [ -f $i ] && { type=`file $i | grep -il perl`; [ -n "$type" ] && echo $i; }; done
Diese Liste schließt die folgenden Dienstprogramme mit der Priorität required oder important ein:
/usr/bin/chkdupexe
aus dem Paket util-linux
/usr/bin/replay
aus dem Paket bsdutils
/usr/sbin/cleanup-info
aus dem Paket dpkg
/usr/sbin/dpkg-divert
aus dem Paket dpkg
/usr/sbin/dpkg-statoverride
aus dem Paket dpkg
/usr/sbin/install-info
aus dem Paket dpkg
/usr/sbin/update-alternatives
aus dem Paket dpkg
/usr/sbin/update-rc.d
aus dem Paket sysvinit
/usr/bin/grog
aus dem Paket groff-base
/usr/sbin/adduser
aus dem Paket adduser
/usr/sbin/debconf-show
aus dem Paket debconf
/usr/sbin/deluser
aus dem Paket adduser
/usr/sbin/dpkg-preconfigure
aus dem Paket debconf
/usr/sbin/dpkg-reconfigure
aus dem Paket debconf
/usr/sbin/exigrep
aus dem Paket exim
/usr/sbin/eximconfig
aus dem Paket exim
/usr/sbin/eximstats
aus dem Paket exim
/usr/sbin/exim-upgrade-to-r3
aus dem Paket exim
/usr/sbin/exiqsumm
aus dem Paket exim
/usr/sbin/keytab-lilo
aus dem Paket lilo
/usr/sbin/liloconfig
aus dem Paket lilo
/usr/sbin/lilo_find_mbr
aus dem Paket lilo
/usr/sbin/syslogd-listfiles
aus dem Paket sysklogd
/usr/sbin/syslog-facility
aus dem Paket sysklogd
/usr/sbin/update-inetd
aus dem Paket netbase
Ohne Perl und solange Sie diese Dienstprogramme nicht in einem Shell-Skript neu schreiben, werden Sie also wahrscheinlich keine Pakete mehr verwalten können (und so kein Upgrade des Systems durchführen können, was keine gute Idee ist).
Wenn Sie fest dazu entschlossen sind, Perl aus dem Debian-Basissystem zu entfernen und ein wenig Freizeit haben, schicken Sie uns doch Fehlerberichte zu den aufgezählten Paketen, die (als ein Patch) einen Ersatz dieser Dienstprogramme als Shell-Skript enthalten.
Wenn Sie wissen wollen, welche Debian-Pakete von Perl abhängen, können Sie Folgendes verwenden:
$ grep-available -s Package,Priority -F Depends perl
oder
$ apt-cache rdepends perl
Es ist niemals falsch, einen Blick in die Mailingliste debian-security-announce
zu werfen, auf der Anleitungen und Problemlösungen durch das
Debian-Sicherheits-Team bekannt gemacht werden, oder sich an mailto:debian-security@lists.debian.org
zu beteiligen, wo Sie an Diskussionen zu sicherheitsrelevanten Fragen
teilnehmen können.
Um wichtige Warnungen zu Sicherheitsaktualisierungen zu erhalten, senden Sie
eine E-Mail an debian-security-announce-request@lists.debian.org
mit dem Wort »subscribe« in der Betreffzeile. Sie können diese moderierte
E-Mail-Liste unter http://www.de.debian.org/MailingLists/subscribe
auch über das Web abonnieren.
Diese Mailingliste hat ein sehr geringes Aufkommen und, indem Sie sie abonnieren, werden Sie sofort über Sicherheitsaktualisierungen der Debian-Distribution informiert. Dies erlaubt Ihnen sehr schnell, neue Pakete mit Sicherheitsaktualisierungen herunterzuladen, was sehr wichtig ist, um ein sicheres System zu verwalten (siehe Ausführen von Sicherheitsaktualisierungen, Abschnitt 4.2 für weitere Details, wie Sie dies durchführen).
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Securing Debian Manual
Version: 3.17,mailto:jfs@debian.org